Im Jahr 1855 gründeten Joseph Löwenthal und Semmy Nord in Bützow die Getreidegroßhandlung Joseph Löwenthal & Co. mit Sitz in Schwerin.
Das Unternehmen entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Akteur im Getreidehandel und expandierte in zahlreiche Städte, darunter Wismar, Rostock und Lübeck. Die Firma handelte nicht nur mit Getreide, sondern auch mit Samen, Düngemitteln, Futtermitteln und Wolle.
Der Aufstieg von Paul Ohlerich und die „Arisierung“
Ende des 19. Jahrhunderts stieg Paul Ohlerich bei Löwenthal & Co. ein und wurde später Teilhaber. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nutzte er seine Position aus, um die jüdischen Mitinhaber aus dem Unternehmen zu drängen und es sich selbst anzueignen. Dieser Prozess der Enteignung jüdischen Eigentums wird als „Arisierung“ bezeichnet. Die Familie Löwenthal wurde verfolgt und erlitt unter der NS-Diktatur schwere Verluste.
Der Bau des Ohlerich-Speichers
1938 wurde der imposante Ohlerich-Speicher in Wismar errichtet. Das Gebäude war damals eines der modernsten seiner Art und diente zur Lagerung großer Mengen Getreide.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg wurde das Unternehmen verstaatlicht und der Speicher diente der DDR-Staatwirtschaft. Nach der Wende stand das Gebäude lange Zeit leer, bis es in den 2000er Jahren aufwendig saniert und zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.
Die Bedeutung für Wismar
Die Geschichte der Getreidegroßhandlung Löwenthal & Co. und des Ohlerich-Speichers ist eng mit der Geschichte Wismars verbunden. Sie spiegelt den Aufstieg und Fall eines erfolgreichen Unternehmens wider, aber auch die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Der Ohlerich-Speicher ist heute ein Zeugnis dieser Vergangenheit und ein beliebtes Wahrzeichen der Stadt.
Die Familie Löwenthal war ein Paradebeispiel für den Aufstieg jüdischer Unternehmer im 19. Jahrhundert in Deutschland. Sie bauten sich ein erfolgreiches Geschäft auf, das einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft der Region leistete. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten änderte sich ihr Leben jedoch schlagartig.
Aufstieg und Erfolg
Joseph Löwenthal und seine Partner gründeten das Unternehmen mit dem Ziel, im wachsenden Getreidehandel Fuß zu fassen. Durch Fleiß, unternehmerisches Geschick und ein gutes Netzwerk gelang es ihnen, das Unternehmen zu einem der führenden Getreidehändler in der Region zu entwickeln. Die Löwenthals waren fest in die lokale Gemeinschaft integriert und genossen einen guten Ruf.
Die Schatten der Verfolgung
Mit der zunehmenden Radikalisierung der Nationalsozialisten änderte sich die Lage für jüdische Unternehmer dramatisch. Die Familie Löwenthal wurde diskriminiert, ihr Eigentum enteignet und sie wurden schließlich aus ihrem Heimatland vertrieben. Die genauen Umstände der Verfolgung und Deportation der Familie Löwenthal sind oft lückenhaft überliefert. Viele Familienmitglieder wurden in Konzentrationslager deportiert und ermordet.
Die „Arisierung“ und ihre Folgen
Die Übernahme des Unternehmens durch Paul Ohlerich ist ein trauriges Beispiel für die sogenannte „Arisierung“. Dieser Prozess ermöglichte es Nationalsozialisten und ihren Sympathisanten, jüdisches Eigentum zu enteignen und sich selbst zu bereichern. Die Familie Löwenthal verlor nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch ihr Vermögen und ihre Existenzgrundlage.
Das Schicksal der Familie Löwenthal
Das Schicksal der Familie Löwenthal ist ein tragisches Beispiel für die Auswirkungen des Holocaust. Viele Familienmitglieder wurden ermordet, andere konnten fliehen und in andere Länder emigrieren. Diejenigen, die zurückblieben, mussten um ihr Überleben kämpfen und wurden oft von den Nationalsozialisten verfolgt und schikaniert.
Gedenken und Erinnerung
Heute erinnern wir uns an die Familie Löwenthal und an die vielen anderen Opfer des Nationalsozialismus. Stolpersteine vor ihren ehemaligen Wohnhäusern halten ihr Andenken wach und mahnen uns, die Geschichte nicht zu vergessen. Die Geschichte der Familie Löwenthal ist ein Mahnmal gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz.
Adresse
Stockholmer Str. 20, 23966 Wismar
Info
Sie können die Gebäude von Außen zu jeder Zeit besichtigen